Die Fähigkeit, Texte lesen, begreifen und verarbeiten zu können, zählt zu den grundlegenden Fertigkeiten, von denen wir unser Leben lang profitieren. Sie geht weit über das bloße Entschlüsseln von Buchstaben und das Verstehen von Texten hinaus. Tatsächlich beeinflusst das Lesen unmittelbar unsere kognitive, soziale und emotionale Entwicklung. Lesen ist der Zaubertrank unter den Schlüsselkompetenzen, und wer frühzeitig an das Lesen von Büchern herangeführt wird, profitiert davon auf ganz vielfältige Weise sein Leben lang.
Umso erschreckender ist es, dass bei Kindern und Jugendlichen die Lesedefizite immer größer werden. Wir haben daher einmal fünf gute Gründe plus Bonus zusammengestellt, warum Lesekompetenz und die Freude am Schmökern so wichtig sind und warum alles unternommen werden muss, um dem gegenwärtigen Trend schnellstmöglich entgegenzuwirken.

Grund 1: Lesen macht schlauer und erfolgreicher

Für die kognitive Entwicklung spielt Lesen eine zentrale Rolle. Das beginnt bereits in der frühen Kindheit mit dem Erlernen grundlegender sprachlicher Ausdrucksformen und dem Aufbau intellektueller Fähigkeiten. Studien belegen: Kinder, die frühzeitig mit Büchern in Kontakt kommen, erfahren eine Stimulation der Gehirnzellen, was zu einer beschleunigten Entwicklung bestimmter Denkfähigkeiten führt. Indem wir lesen, erweitern wir unseren Wortschatz, schulen unser Urteilsvermögen und fördern aktiv unsere sprachlichen und schriftlichen Kommunikationsfähigkeiten.

Lesen trägt jedoch nicht nur bei Kindern dazu bei, die kognitive Flexibilität zu entwickeln, sondern wirkt sich in jedem Lebensalter positiv aus. Beim Verfolgen mitunter komplexer Handlungsstränge werden wir unbewusst dazu angeregt, eigene Schlussfolgerungen zu ziehen. Wenn etwa Sherlock Holmes darüber nachsinnt, wie er seinen Widersacher Moriarty am besten bezwingen kann, folgen wir beim Lesen jedem seiner Gedanken und stellen unsere eigenen Vermutungen dazu an, wie erfolgreich seine Pläne wohl sein werden. Solche mentalen Übungen, die sich meist im Unterbewusstsein abspielen, tragen zur Förderung des kritischen Denkens und zur Entwicklung von Problemlösungsfähigkeiten bei. Und erhöhen ganz nebenbei Imaginationskraft, Fantasie und Kreativität.

Untersuchungen beweisen, dass Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird und die dann auch selbst zu Büchern greifen, in der Regel bessere schulische Leistungen erzielen und beruflich erfolgreicher sind. Also, Eltern, die ihr für euren Nachwuchs doch sicher das Beste wollt: Verliert keine Zeit und führt eure Kinder so früh wie möglich ans Bücherlesen heran, und zwar nicht nur am Bundesweiten Vorlesetag!

Grund 2: Wer liest, lebt gesünder und länger

Lesen hat in der Regel auch positive Auswirkungen auf unsere psychische Gesundheit. Untersuchungen zeigen, dass Schmökern dazu beiträgt, Stress abzubauen und Entspannung zu fördern. Wer viel liest, ist gelassener. Das Eintauchen in fesselnde Geschichten kann den Herzschlag verlangsamen, die Muskelspannung reduzieren und den Geist beruhigen. In einer Welt, die von Hektik und ständiger Erreichbarkeit geprägt ist, bietet Lesen eine wichtige Auszeit und einen Zufluchtsort für erholsame Pausen im hektischen Alltag.

Darüber hinaus ist es der perfekte Konzentrationscoach. Wer es gewohnt ist zu lesen, dem fällt es nicht schwer, sich auch in einem lauten Zug oder im überfüllten ärztlichen Wartezimmer mental in ein Buch zu vertiefen, um dabei imaginäre Orte wie Hogwarts oder Mittelerde zu besuchen. In diesen fiktiven Realitäten begegnen wir verschiedenen Charakteren, erleben Emotionen und Ereignisse. Wir erzeugen in uns ein Fenster, über das wir unserem stressigen Alltag entfliehen, abschalten und frische Energie tanken können.

Aber es kommt noch besser: Eine Langzeitstudie der US-amerikanischen Yale-Universität hat ergeben, dass die Lebenserwartung steigt, je mehr man liest. Bücherwürmer leben demnach im Schnitt fast zwei Jahre länger als Nichtleser:innen. Das gilt allerdings ausschließlich für Romane. Zeitschriften und Zeitungen haben demnach keinen Einfluss auf die Lebenserwartung. Der Grund liegt auf der Hand: Beim Lesen eines Romans taucht man wesentlich tiefer in den Inhalt ein („Deep Reading“) als bei Magazinen. Außerdem ist das Lesen von Zeitungen oder Fachliteratur ja auch nicht immer dazu geeignet, wirklich abzuschalten.

Grund 3: Lesen schafft Empathie und emotionale Intelligenz

Beim Lesen erleben wir weitaus mehr, als Filme, Serien oder Hörbücher vermitteln können. Durch Bücher tauchen wir dank eigener innerer Bilder viel tiefer in die Perspektiven und Emotionen der Charaktere ein. Das schafft eine direkte Verbindung zu den Protagonist:innen und führt zwangsläufig zur Herausbildung von Empathie, einer der grundlegenden sozialen Fähigkeiten. Romane, Geschichten und Biografien ermöglichen uns einen unmittelbaren Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt anderer Menschen, sie bringen innere Saiten zum Schwingen und lassen uns nachdenken und hinterfragen.

Nach der Lektüre der Biografie einer historischen Persönlichkeit betrachten wir diese beispielsweise nicht mehr bloß als eine abstrakte Figur, sondern im Idealfall als einen facettenreichen Menschen mit eigenen Wünschen, Ängsten und Schwächen. Die Verknüpfung dieser Person mit unseren eigenen Emotionen, die wir beim Lesen empfunden haben, ermöglicht es uns darüber hinaus, diese tiefer in unserem Gedächtnis zu verankern.

Grund 4: Wer liest, bleibt offen und neugierig

Lesen ist ein lebenslanger Begleiter, der kontinuierlich neue Horizonte des Wissens und der geistigen Weiterentwicklung eröffnet. Egal, ob wir uns in Sachbüchern, Zeitungsartikeln oder Fachliteratur vertiefen, Lesen eröffnet uns den Zugang zu einem umfangreichen Reservoir an neuen Informationen und Ideen. Es bietet ständig die Möglichkeit, Neuem zu begegnen, unbekannte Perspektiven zu erforschen und bestehende Annahmen zu hinterfragen. So wie Sport unseren Körper in Form hält, trägt das Lesen in gleicher Weise dazu bei, unsere geistige Fitness zu erhalten und zu fördern.

Lesen ist ein wertvolles Mittel, um Neugierde und Offenheit für neue Ideen zu bewahren und den Wissensdurst lebendig zu halten. Durch den Zugang zu vielfältigen literarischen Genres und Informationsquellen bewahren wir uns intellektuelle Flexibilität und entwickeln die Fähigkeit, uns in unterschiedlichen Themengebieten zurechtzufinden. Es dient nicht nur der Anreicherung unseres Wissens, sondern auch der Schärfung unserer Denkfähigkeiten und der Stärkung unserer geistigen Widerstandsfähigkeit. In einer sich ständig weiterentwickelnden Welt ist Lesen nicht nur der Schlüssel zu mehr Informationsgewinn, sondern auch zur aktiven Teilhabe an Veränderungen und zur eigenen Horizonterweiterung.

Grund 5: Lesen fördert kulturelles Verständnis und Toleranz

Durch das Lesen eröffnen sich uns tiefere Einblicke in die Vielfalt menschlicher Erfahrungen. Bücher sind Zeitmaschinen und Teleporter zugleich. Die Begegnung mit fremden Kulturen, anderen sozialen Schichten und vergangenen Epochen erweitert nicht nur unseren Horizont, sondern schafft Verständnis und fördert Toleranz und kulturelle Sensibilität. Beim Lesen schwedischer Krimis oder indischer Erzählungen beispielsweise kommen wir nicht umhin, uns mit verschiedenen Facetten der schwedischen Subkultur oder der indischen Gesellschaftsstruktur auseinanderzusetzen. Und russische oder chinesische Klassiker verschaffen uns möglicherweise ein besseres Verständnis für gegenwärtige Entwicklungen.

Wenn wir dann auch noch in der Lage sind, Bücher in der entsprechenden Originalsprache zu lesen, stärken wir nicht nur unsere fremdsprachlichen Fähigkeiten, sondern es eröffnet sich uns auch ein authentischer Einblick in die kulturellen Nuancen und Feinheiten der jeweiligen Sprache. Durch diesen direkten Zugang zu fremdsprachigen Texten erweitern wir unseren Wortschatz und entwickeln ein tieferes Verständnis für die kulturellen Kontexte, die die Sprache prägen.

Bonus: Lesen macht einfach Spaß!

Wen die bislang genannten Gründe noch nicht vollends überzeugen konnten, selbst mal wieder zu einem Buch zu greifen, sollte eines nicht vergessen: Lesen ist nicht einfach nur unbewusstes Gehirnjogging, sondern eines der schönsten Hobbys überhaupt. Es macht einfach Spaß, geht immer und überall und liefert uns stets genau das, was wir gerade brauchen und wonach uns der Sinn steht. Ob wir mit Jane Austen an der Seite von Mr. Darcy durch englische Landschaftsparks spazieren, mit Hans Fallada zum Widerstandskämpfer werden, mit George Orwell im Jahr 1984 vor der Gedankenpolizei fliehen oder Commissario Brunetti in Venedig auf seiner Verbrecherjagd begleiten wollen: Lesen lässt uns träumen, lieben, zu Held:innen werden, aber auch verzweifeln, leiden und sterben – nahezu kostenlos und ohne dabei wirklich zu Schaden kommen.

Doch damit nicht genug: Bücher sind außerdem auch noch großartige Quellen für scheinbar unnützes Wissen. Wie hieß noch mal der Zauberer aus Mittelerde, den es sowohl in Grau als auch in Weiß gibt? Und wie lautet noch gleich der Zauberspruch, mit dem Harry Potter andere Magier:innen entwaffnet? Falls du das nicht parat hast – seien wir ehrlich –, sind wir doch etwas enttäuscht und empfehlen dringend, es noch einmal nachzulesen. Viel Spaß dabei! 🙂

Fazit: Schmökern ist der Geheimcode für Bildung und persönliche Entwicklung

Die Bedeutung des Lesens geht weit über das bloße Erwerben von Informationen hinaus. Es beeinflusst nicht nur unsere kognitive Entwicklung, sondern auch unsere soziale Kompetenz, unsere emotionale Intelligenz und unsere Fähigkeit zu Reflexion und Selbstreflexion. Lesen ist eine Schatzkiste, aus der wir lebenslang schöpfen können und die uns kontinuierlich dabei unterstützt, unsere eigene geistige und emotionale Welt und die unserer Mitmenschen zu bereichern. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, das Lesen wieder mehr zu fördern und als wertvolles Mittel zu einer positiven persönlichen und gesellschaftlichen Entwicklung zu begreifen.


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