Welche Entwicklungen wird es 2024 nach dem turbulenten Jahr 2023 im Übersetzungsbereich geben? Die einschlägigen Branchendienste für die Sprachindustrie haben einen Ausblick gewagt und darüber informiert, welche Veränderungen und Trends sie in den kommenden zwölf Monaten erwarten. Wir haben aus den Prognosen einmal die drei Aspekte herausgepickt, die wir für den Übersetzungsbereich besonders spannend fanden. Und wir erläutern, welche Schlüsse wir bei ADVERTEXT daraus ziehen können.  

War es ein Einschnitt? Unser Rückblick auf 2023

Entgegen der omnipräsenten Rast- und Ruhelosigkeit des letzten Jahres, zu der das Thema KI geführt hat, war 2023 aus unserer Sicht für die Übersetzungsbranche eher ein Jahr, in dem Entwicklungen fortgeführt und Tendenzen lediglich beschleunigt wurden, aber keine wirklichen Umbrüche stattgefunden haben. Während mancherorts seit der als „Urknall“ empfundenen Markteinführung von ChatGPT plötzlich neue Möglichkeiten durch KI wahrgenommen werden, stellt künstliche Intelligenz in der Übersetzungsbranche, die seit über 20 Jahren einem stetigen technologischen Wandel unterworfen ist, längst keine Revolution mehr dar. Wir erinnern daran, dass neuronale KI-Systeme bereits seit vielen Jahren existieren und mit all ihren Vorzügen und Nachteilen, abhängig von den individuellen Textanforderungen, als unterstützende Hilfstools im Übersetzungsprozess unterschiedlich stark Einsatz finden.

Die alljährlichen Prognosen der auf die Sprachbranche spezialisierten Marktforscher, insbesondere Slator und Nimdzi, sind vor dem Hintergrund des allgemeinen technologischen Umbruchs aber dennoch spannend. Wir haben einmal die drei Aspekte herausgepickt, die wir für besonders relevant für die Übersetzungsbranche erachten.

  • Prognose 1: Vertiefungen statt Innovationen
    2024 dürfte eher von einem allgemeinen Durchatmen und einer Weiterentwicklung bestehender Technologien und Tools als von echten Innovationen geprägt sein und damit insgesamt weniger aufgeregt und dynamisch werden als das vergangene Jahr. Die Zahl spezialisierter KI- und Automatisierungslösungen für Sprachdienstleister wird zunehmen.
  • Prognose 2: Die neuen Probleme werden die alten sein
    Der bereits bestehende Qualitätsunterschied zwischen Sprachen mit unterschiedlich hohen Beständen an Datenressourcen wird bei maschinellen Übersetzungssystemen und großen Sprachmodellen (LLM) nicht nur weiterhin fortbestehen, sondern perspektivisch sogar weiter anwachsen.

  • Prognose 3: Datenengpässe nehmen zu
    Die KI-Datenlandschaft wird zunehmend von Herausforderungen und Engpässen geprägt sein. Dies könnte zu einer sinkenden Verlässlichkeit beim Einsatz von KI-Daten für Übersetzungen führen. Außerdem: Die legale Nutzung von Daten wird vermehrt auch mit rechtlichen Fragen verbunden sein.

Welche Erkenntnisse gewinnen wir daraus?

Aus den drei oben genannten Erwartungen der Branchendienste lassen sich für uns als Anbieter hochwertiger Übersetzungen im Businesssegment mit einem klaren Fokus auf die individuelle Betreuung unserer Kunden die folgenden Schlüsse ziehen:

1. Technologien sondieren und echten Nutzwert identifizieren

Den Branchendiensten zufolge wird der Markt an Anbietern von Technologien und Automatisierungssystemen für Sprachdienstleister noch unübersichtlicher werden, als er bereits ist. Immer mehr KI-Anbieter drängen in den Markt, die Lösungen werden jedoch bei allen Verfeinerungen mehr oder weniger auf ähnlichen Technologien aufbauen. Für uns gilt es, den Überblick zu behalten, Entwicklungen weiterhin aufmerksam zu verfolgen, zu testen und zu identifizieren, ob und an welcher Stelle bewährte Translation-Prozesse nutzbringend unterstützt werden können.

Wir werden auch künftig gezielt nur dort investieren, wo sich für unsere Kunden genauso wie für alle anderen Prozessbeteiligten ein klarer prozess- und qualitätsorientierter Mehrwert identifizieren lässt. Besonnenheit also statt übereilten Aktionismus, Aufgeschlossenheit gegenüber Veränderungen, aber mit Augenmaß und nicht um jeden Preis. Denn so viel können wir nach einem Jahr KI-Hype – und über fast zehn (!) Jahren neuronalen maschinellen Übersetzungen – sagen: Wenn es um eine wirkliche Verbesserung erprobter Ist-Zustände geht, sind längst nicht alle vermeintlich glänzenden Marktinnovationen, nur weil sie neu sind, wirklich Gold.

2. KI-Übersetzungen weiterhin kritisch hinterfragen

Maschinelle Übersetzungssysteme sind inzwischen eine feste Größe im Markt und helfen insbesondere bei Texten mit geringem Impact oder untergeordnetem Anspruch enorm dabei, den weltweit stetig zunehmenden Übersetzungsbedarf bei gleichzeitig sinkenden Budgets überhaupt zu bewältigen. Eine Vielzahl von Einzelfaktoren bestimmt darüber, ob bei Textübersetzungen der Einsatz von KI Vorteile bringt oder kontraproduktiv ist. An einem der Grundprobleme von maschinellen Übersetzungen wird sich auf Dauer allerdings nichts ändern, nämlich daran, dass die qualitative Zuverlässigkeit des maschinellen Outputs von der Verarbeitung und Qualität der herangezogenen Datenressourcen abhängt. Und daran scheint es, so die Prognosen, künftig zunehmend zu hapern.

Eine Vielzahl von linguistischen und fachlich-inhaltlichen Aspekten hat entscheidende Auswirkungen darauf, wie gut oder wie schlecht der Output einer KI bzw. Übersetzungsmaschine ist – von Kriterien wie Sprachstil, kreativer Freiheit oder Emotionalität einmal ganz abgesehen. Je schlechter und unzuverlässiger die KI-Ergebnisse angesichts schwindender Datenressourcen und auseinanderklaffender Qualitätsscheren aber werden, desto größer wird der Bedarf an menschlichen Sprachexpert:innen.

Menschen bleiben somit für uns auch weiterhin das wichtigste Gut und werden auch künftig bei uns im Mittelpunkt stehen – sowohl vor als auch hinter den Kulissen und ganz unabhängig vom Grad der jeweiligen maschinellen Unterstützung. Gleichzeitig fühlen wir uns verpflichtet, auf Basis unserer fachlichen Expertise heraus konsequent über die Möglichkeiten, Vor- und Nachteile und Risiken maschineller Systeme objektiv aufzuklären und gemeinsam mit unseren Kunden zu überlegen, welche Verfahren sich für welche Übersetzungsprojekte am besten eignen.

3. Menschliche Sprachprofis sind unersetzlich

Die Branchendienste rechnen perspektivisch damit, dass in absehbarer Zeit weniger verwertbare Daten für KI-Tools zur Verfügung stehen und der weltweite Bedarf an Daten den verfügbaren Bestand schon bald übertreffen könnte. Maschinelle Systeme sind aber genau hierauf angewiesen: auf ein reichhaltiges Datenreservoir. Studienergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass die Qualität von KI-Outputs mangels sinkender menschenerzeugter Trainingsdaten mittel- bis langfristig eher sinken wird (Stichwort Dateninzest!) und dass sich die landläufige Annahme, KIs würden durch permanentes Lernen beständig besser, als Irrglaube erweisen könnte.

Sollte dieser Fall tatsächlich eintreten, wird der Faktor Mensch in Zukunft nicht nur unersetzlich bleiben, sondern sogar eine bedeutendere Rolle spielen, als viele es in jüngster Zeit noch prognostiziert haben. Für uns ziehen wir daraus den Schluss, dass wir KI-Übersetzungen auch weiterhin mit Augenmaß, etwa dann, wenn Timings und Budgets nichts anderes zulassen, und stets im Zusammenspiel mit menschlichen Sprachprofis einsetzen werden – und immer in Absprache mit unseren Kunden.

Fazit: Der individuelle Service bleibt für uns das Maß der Dinge

Automatisierungstools im Übersetzungsmanagement verschlanken Prozesse, reduzieren interne Kosten und machen Abläufe vor allem für die Projektmanager eines Sprachdienstleisters bequemer. Nicht selten bleiben dabei aber die Belange der anderen Prozessbeteiligten, nämlich der Kunden und der ausführenden Übersetzungsprofis, auf der Strecke. Zukunftssicher aufgestellt zu sein heißt daher für uns bei ADVERTEXT: weiterhin die persönliche Betreuung unserer Kunden und deren individuelle Anforderungen in den Mittelpunkt unserer Arbeit zu stellen, statt lediglich automatisierte Sprachdienstleistungen von der Stange anzubieten.

Als Agentur für qualitätsorientierte, individuelle Übersetzungs- und Lektoratsleistungen werden wir in unserer Arbeit weiterhin den persönlichen Umgang mit unseren Kunden und allen Prozessbeteiligten pflegen und leben. Das heißt nicht, darüber die fortschreitenden Anforderungen des Marktes in Hinblick auf Automatisierung, Effizienz und Kosten aus den Augen zu verlieren, sondern Möglichkeiten zu identifizieren und gezielt zu nutzen. Dieses Gleichgewicht wird uns auch künftig auszeichnen. Wir werden auch weiterhin unsere Kunden und ihre Bedürfnisse genau kennen und in unserer täglichen Arbeit darauf so individuell wie möglich reagieren – menschenzentriert, aber dennoch effizient.


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Die Anforderungen an Sprachagenturen wachsen – und wir bei ADVERTEXT wachsen mit ihnen: Veränderungen empfinden wir per se als spannend. Seit über 20 Jahren begeistern wir uns für technologische Innovationen im Übersetzungsbereich und staunen immer wieder aufs Neue, wie sich durch ihren gezielten Einsatz unsere Arbeit bereichern und Qualität verbessern lässt. Und dennoch: Am Menschen führt auch weiterhin kein Weg vorbei. Wenn du das auch so siehst, dann nimm Kontakt mit uns auf und lass dich von Menschen beraten.