Wenn Menschen aus unterschiedlichen Ecken der Welt zusammenkommen, läuft die Verständigung in der Regel über Englisch. Das klappt meist ganz gut, und wenn nicht, dann müssen eben Hände und Füße herhalten – bei komplexeren Sachverhalten oft mit interessanten Ergebnissen. In solchen Situationen wünscht man sich eine einfache, von allen Menschen leicht zu erlernende Universalsprache.

Hätte sich die Vision von Esperanto-Gründer Zamenhof auf breiterer Linie durchgesetzt, wäre heute vielleicht nicht Englisch die Weltsprache, sondern Esperanto. Wir finden diese Vorstellung so faszinierend, dass wir diese Plansprache und den Community-Gedanken dahinter mal etwas ins Scheinwerferlicht rücken möchten.

Was für eine Sprache ist Esperanto eigentlich genau?

Esperanto zählt zu den sogenannte Plansprachen, also künstlichen bzw. erfundenen Sprachen, die eben nicht natürlich entstanden, sondern „am Reißbrett“ konstruiert worden sind. Sein Begründer, Ludwik Leijzer Zamenhof, wuchs Mitte des 19. Jahrhunderts im kaiserlichen Russland in einer Gesellschaft auf, die von ethnischen Spaltungen, Isolation und Gewalt geprägt war. Zamenhof, selbst ein Sprachtalent – er beherrschte rund zehn Sprachen –, sah in der Entwicklung einer universellen Kunstsprache eine Möglichkeit für mehr Toleranz, Frieden und Völkerverständigung.

Mit einer solchen Idee war Zamenhof längst nicht der Erste. Die Entwicklung von Esperanto fiel in eine Zeit, in der Plansprachen ein regelrechter Trend waren: Bereits 1858 erschien La langue simplifiée, 1868 Universalglot, 1879 Nuove Roman und 1880 Volapük. Aber erst Esperanto (ebenfalls 1887) schaffte dank seiner Einfachheit den breiten Durchbruch.

In der Nachkriegszeit gab es bis in die 1980er-Jahre hinein immer wieder Bemühungen, Esperanto bei der UN als offizielle (Welt-)Sprache zu installieren, allerdings ohne Erfolg. Aber auch wenn sich Zamenhofs Vision von einer weltumspannenden, verbindenden Zweitsprache nicht erfüllt hat, ist Esperanto bis in die Gegenwart die Plansprache mit der größten Verbreitung. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass es mehrere Millionen Menschen gibt, die einmal Esperanto gelernt haben, und einige Hunderttausend, die die Sprache regelmäßig anwenden. Unbestritten ist, dass es in über 120 Ländern Esperanto-Sprechende gibt.

Wie funktioniert Esperanto?

Zamenhof formuliert für seine Sprache ein hehres Ziel: Esperanto solle schnell und bequem zu lernen und gut anzuwenden sein. Entsprechend zielen die Grundprinzipien der Sprache auf Einfachheit ab: Es gibt weder verschiedene grammatische Geschlechter noch umständliche Deklinationen und Konjugationen. Und natürlich müssen sich die Lernenden auch nicht mit unregelmäßigen Verben herumschlagen. Jeder Buchstabe hat nur eine mögliche Aussprache und die Wortbetonung fällt immer auf die vorletzte Silbe. Und selbst die Wortstämme hat Zamenhof (subjektiv) nach Zweckmäßigkeit gewählt – er überlegte, welche Variante am einfachsten zu erkennen und zu behalten sein würde.

Linguistisch gesehen ist Esperanto eine Mischung aus romanischen, germanischen und slawischen Elementen, mit dem einen oder anderen Ausflug ins Altgriechische. Für Lernende mit einem europäischen Sprachhintergrund mag Esperanto daher vergleichsweise einfach zu erfassen sein. Menschen aus dem asiatischen oder afrikanischen Raum dagegen sind hier im Nachteil. Dennoch gibt es gerade außerhalb Europas, etwa in China, überraschend große Esperanto-Gemeinschaften.

Wie verbreitet ist Esperanto heute?

Esperanto ist in keinem Staat Landes- oder Amtssprache, gehört aber zu den lebenden Sprachen. Schätzungen zu seiner Verbreitung reichen von einigen Hunderttausend aktiv Sprechenden weltweit bis zu mehreren Millionen, die Esperanto zumindest gelernt haben. Tatsächlich gibt es sogar eine kleine Anzahl von Menschen, die Esperanto als (zweite) Muttersprache gelernt haben, vermutlich, weil beide Elternteile es sprechen oder gesprochen haben. Auf Wikipedia liegt Esperanto mit etwa 350.000 Artikeln auf Platz 37 der Top-Sprachen, sogar noch vor Dänisch oder Slowakisch.

Bemerkenswerterweise wird die Verbreitung ganz besonders in zwei Staaten gefördert, die auf den ersten Blick nur wenige Gemeinsamkeiten haben: Radio Vatikan sendet etwa viermal pro Woche eine kurze Esperanto-Sendung und hat die Sprache für liturgische Texte zugelassen. Und die Volksrepublik China nutzt Esperanto als Sprachrohr zur Verbreitung chinabezogener Nachrichten im Internet. Darüber hinaus unterstützt China seit 2017 die UNESCO bei der Erstellung des Magazins „UNESCO-Courier“ in Esperanto.

Natürlich gibt es auch in Deutschland eine große Esperanto-Gemeinschaft. Die Stadt Herzberg in Niedersachsen führt seit 2006 in touristischen und kulturellen Schreiben den Beinamen „die Esperanto-Stadt“ („la Esperanto-urbo“), denn dort finden seit vielen Jahren internationale Treffen, Kongresse und andere esperantobezogene Veranstaltungen statt.

Lohnt es sich, Esperanto zu lernen?

Das muss natürlich jede:r für sich selbst entscheiden. Das Tolle an Esperanto ist seine Einfachheit: Es heißt, Esperanto lerne sich vier- bis fünfmal schneller als eine „normale“ Fremdsprache wie Englisch oder Spanisch – auch wenn man mit solchen Aussagen natürlich vorsichtig sein sollte. Dennoch ist es die ideale Sprache für alle, die keine Lust auf Grammatiklernen haben.

Wir bei ADVERTEXT finden natürlich außerdem: Eine Fremdsprache zu lernen, egal welche, bedeutet immer einen persönlichen Gewinn, denn die Beschäftigung mit Sprachen hält das Gehirn leistungsfähig, fördert die Kreativität und erweitert in jeder Hinsicht den eigenen Horizont.

Esperanto heute: Der Community-Gedanke steht im Mittelpunkt

Die Zahl der Esperanto-Sprechenden ist übersichtlich und man stolpert nicht gerade an jeder Ecke über eine verwandte Seele. Trotzdem oder gerade deswegen können sich wunderbare Begegnungen ergeben. Wer Esperanto lernt, wird Teil einer verschworenen Gemeinschaft; der Gedanke einer weltweiten Community ist für diese Sprache charakteristisch. Kaum etwas beweist das besser als der internationale Pasporta Servo, ein Netzwerk, das allen Esperanto-Sprechenden auf Reisen kostenlose Unterkunft bietet.

In den meisten größeren Städten weltweit existieren Esperanto-Institute und -Vereine, die sich über Anfragen freuen und gern weiterhelfen. Esperanto-Sprechende verstehen sich als eine große Familie. Und wenn man es recht bedenkt, liegt das eigentliche Ziel von Esperanto doch genau darin: in der Überbrückung von Sprachbarrieren als Basis einer großen Gemeinschaft. Oder, ganz im Sinne von Zamenhof: Toleranz und Frieden durch eine von Nationalstaaten und -sprachen unabhängige Kommunikation. Dazu leisten die Esperanto-Gemeinschaften einen wertvollen, gerade in den aktuell aufgewühlten Zeiten nicht zu unterschätzenden Beitrag.

Fazit

Esperanto ist die weltweit am weitesten verbreitete Plansprache, entstanden aus dem Wunsch nach einer friedlichen Welt mit einer gemeinsamen, neutralen Sprache für alle. Obwohl oder gerade weil weltweit nur etwa eine Million Menschen Esperanto sprechen, ist die Idee in Verbänden und Organisationen nach wie vor äußerst lebendig. Wer Lust hat, Esperanto zu lernen, findet zahlreiche Kurse und Anlaufstellen, vor Ort oder auch online. Als Weltsprache mag Esperanto sich nicht durchgesetzt haben, aber es fasziniert bis heute und bringt immer noch Menschen zusammen.


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Plan- und fiktionale Sprachen sind ein spannendes Thema und wie gerne würden wir einmal Geschäftsberichte oder ESG-Reports nicht nur ins Esperanto, sondern auch mal ins Klingonische oder Elbische übersetzen. Solltest du für deine Sprachprojekte noch das gewisse Etwas suchen, weißt du ja, wo wir von ADVERTEXT zu finden sind.