Wer im Job mit englischsprachigen Texten in Berührung kommt oder englische oder amerikanische Literatur im Original liest, stößt immer wieder auf ungewohnte, scheinbar überlange Gedankenstriche. Was hat es damit auf sich und wann werden die „normalen“ Bindestriche und Gedankenstriche verwendet? Und sind die verschiedenen Strichtypen englischsprachiger Texte bei Übersetzungen eins zu eins ins Deutsche übertragbar? Im folgenden Beitrag widmen wir uns dem Thema Zeichensetzung und zeigen die Unterschiede zwischen hyphen, en dash und em dash. Dabei erklären wir auch, was man in der Typografie unter Geviertstrich und Halbgeviertstrich versteht.

Deutsche Vielfalt: kurze und lange Striche, mit Leerzeichen und ohne

Im Deutschen scheint man auf den ersten Blick einen pragmatischen Umgang mit waagerechten Strichen zu pflegen: Es gibt kurze (Bindestriche, wie in „Gewinn-und-Verlust-Rechnung“) und lange Striche (Gedankenstriche, wie in: „Hurra – endlich angekommen!“), aber der Teufel steckt wie immer im Detail. Es würde zu weit führen, hier auf alle Feinheiten einzugehen, aber so viel sei gesagt: In Gebrauch sind auch noch Bis-Striche (lang und kompress: Mai–September), die auch als Streckenstriche gute Dienste tun (Wien–Mailand). Drückt der lange Strich jedoch „gegen“ aus, schiebt er sicherheitshalber noch jeweils ein Leerzeichen zwischen die Gegner: Borussia Dortmund – Schalke 04.

Welche Striche gibt es im Englischen und in welchem Kontext kommen sie vor?

Im Englischen trifft man auf drei Formen von waagerechten Strichen, die sich wie im Deutschen in ihrer Funktion und Länge voneinander unterscheiden. Der Bindestrich (hyphen) lässt sich in den meisten Fällen eins zu eins übernehmen, etwas kniffliger ist die Zuordnung von en dash und em dash. Letzterer ist vor allem typisch fürs US-Englische.

1. Hyphen: der Bindestrich (-)

Der Bindestrich, im Englischen „hyphen“ genannt, wird in der Regel genauso wie im Deutschen verwendet, also vor allem bei Wortkoppelungen bzw. zusammengesetzten Wörtern (die es im Englischen natürlich viel seltener gibt als im Deutschen) wie „well-being“ oder bei Namensschreibweisen („Jane Doe-Smith“). Andere typische Einsatzbereiche sind wie bei uns bei Telefonnummern oder Internet-Adressen. Der hyphen ist üblicherweise auch als Trennzeichen für Wort- und Silbentrennungen der Strich der Wahl.

2. En dash: der Halbgeviertstrich (–)

Der en dash bzw. Halbgeviertstrich, wie es typografisch korrekt heißt, wird im Englischen meist als Bis-Strich verwendet, Beispiele wären:

see pages 33–37
September 30–November 6

Ein „en“ ist eine typografische Maßeinheit und entspricht einerseits in etwa der Länge des Buchstabens „n“, aber auch der halben Höhe der verwendeten Schriftgröße. Ein en dash bei einer 12-Punkt-Schrift wäre also 6 Punkt lang.

Vor allem im UK-Englischen oder im internationalen Einsatz wird der en dash aber wie bei uns auch als Gedankenstrich eingesetzt, womit er die Funktion des em dash (s. u.) ersetzt.

An en dash – with normal word spaces on either side – is much more poised, and less ruinous to the quality of text.

3. Em dash: der Geviertstrich (—)

Der em dash übernimmt vor allem in US-amerikanischen Texten oft die Funktion des deutschen Gedankenstrichs, wird dann allerdings ohne Leerzeichen gesetzt:

We use the adjusted EBITDA—earnings before interest, taxes, depreciation and amortization—the key reporting indicator for disclosing this information.

Auch das „em“ ist eine Einheit in der Typografie und hat in etwa die Länge des Buchstabens „m“. Ein em entspricht der Schriftgröße und ungefähr der Breite eines Gevierts. Daher wird er auch als Geviertstrich bezeichnet.

Was geschieht mit em dashes in Übersetzungen?

Es gibt nicht das Englisch und der Gebrauch des em dash ist gerade zwischen US- und UK-Englisch unterschiedlich stark ausgeprägt. Auf internationaler Ebene wird auf seinen Einsatz oft verzichtet. Daher sollte bei Übersetzungen ins Englische stets im Einzelfall – und immer abhängig von der jeweiligen Zielgruppe und bestehenden Unternehmensstandards – entschieden werden, ob der em dash als Strichtyp verwendet werden soll.

Und was geschieht mit em dashes in deutschen Übersetzungen? In einem deutschen Text gelten für Strichlängen die Regeln, die oben kurz angerissen wurden – ein langer em dash hat darin nichts verloren. Er wird meist ersetzt durch einen Gedankenstrich – korrekt flankiert von zwei Leerzeichen –, möglich sind je nach Kontext unter Umständen aber auch Auslassungspunkte, Kommata oder Semikola.

Wer das Thema vertiefen möchte, dem empfehlen wir dieses Video der Seite Get It Write: https://youtu.be/PSiOINsrnpI