Ob Flüchtigkeitsfehler, grammatikalische Unsicherheiten, typografische Ratlosigkeit oder rechtschreibliche Zweifel: Fehlerfreie Texte zu produzieren ist wirklich nicht einfach. Deutsch ist bekanntlich eine schwere Sprache und für unsere eigenen Fehler sind wir meistens blind. Damit Sie einige der häufigsten Fallstricke der deutschen Sprache künftig vermeiden können, haben wir für Sie – ganz subjektiv – unsere Top 10 von Fehlern zusammengestellt, denen wir in unserem Lektoratsalltag immer wieder begegnen.

Tipp 1: Herzlich Willkommen und hallo Zusammen!

Ob Newsletter, Website oder Katalog, häufig werden wir schon gleich in der Begrüßung vom ersten Fehler willkommen geheißen. Korrekt ist nämlich: „Herzlich willkommen und hallo zusammen!“ Und zwar ohne Ausnahme. Wer ein Adverb wie „zusammen“ und ein Adjektiv wie „willkommen“ großschreiben möchte, muss es erst in ein Substantiv verwandeln, was zum Beispiel bei „Ein herzliches Willkommen“ der Fall wäre, nicht aber bei unserem Eingangsbeispiel. Deshalb jetzt noch einmal richtig, mit der gebührenden Höflichkeit: Hallo zusammen und herzlich willkommen bei diesem Blogbeitrag!

Tipp 2: Milch Reis, Schoko Creme, Weizen Mehl

Hier fehlt Entscheidendes, doch auf Verpackungen machen sich Bindestriche oft nicht so gut. Deshalb werden sie häufig weggelassen, und das korrumpiert langsam unsere Lese- und Schreibgewohnheiten. Doch keine Angst vor Zusammenschreibung – das Deutsche ist berühmt dafür! Wer zu lange Wörter vermeiden möchte, benutzt Bindestriche und bricht leseunfreundliche, zu lange Wortketten auf diese Weise auf. Das sollte aber an Sollbruchstellen passieren, damit die Bezüge klar bleiben. Ein Klassiker sind Herz-Kreislauf-Krankheiten oder die berühmte Gewinn-und-Verlust-Rechnung. Die Trennung muss an der richtigen Stelle verlaufen: Weder „Herzkreislauf-Krankheiten“ noch „Gewinn-und-Verlustrechnung“ ist korrekt. Und sobald ein Fugen-s im Spiel ist, wählen Sie besser die Zusammenschreibung. Denn wie der Name schon sagt: Ein Fugenelement dient dazu, eine Fuge zu schließen. Das ist uns keine Herzens-Angelegenheit, sondern eine Herzensangelegenheit.

Tipp 3: Kennen Sie die „99/66“-Stellung?

Die meisten Textverarbeitungs- und DTP-Anwendungen machen’s in der Regel von selbst richtig, trotzdem begegnet man ihnen immer wieder: falsche Anführungszeichen. Häufig als gerade Striche, die beide oben stehen. Merken Sie sich für deutsche Anführungszeichen einfach „99/66“, damit liegen Sie immer richtig. Soll heißen: Die eröffnenden Anführungszeichen unten haben die Form von kleinen Neunen, die schließenden sehen wie kleine Sechsen aus. Anders ausgedrückt: Typografisch korrekte Anführungszeichen haben entweder oben oder unten eine leichte Verdickung und sitzen je nach Schriftfont leicht schräg. Das gilt sowohl für doppelte Anführungsstriche als auch für einfache. Auch das korrekte Apostrophzeichen ist übrigens eine kleine Neun (also mit einem Knulli oben) und kein Akzentzeichen.
Doch Vorsicht, das gilt nur für deutsche Texte. Im fremdsprachigen Schriftsatz kann die Stellung der Anführungszeichen wieder ganz anders aussehen.

Tipp 4: Clara’s Blumenlädchen

Apropos Apostroph: Gehen Sie damit sparsam um. Im Deutschen wird das Genitiv-s schmucklos an das entsprechende Wort gehängt, auch an Namen. Bevor zum Beispiel Clara den Druckauftrag für ihre Geschäftsausstattung abschickt, sollte sie doch noch einmal die Lektorin oder den Lektor ihres Vertrauens zurate ziehen, damit ihr der Fehler erspart bleibt und ihr Geschäft richtigerweise „Claras Blumenlädchen“ heißt. Kleine Ausnahme: Bei Namen, die auf einem Zischlaut wie „s“, „ß“ oder „z“ enden, steht der Apostroph, allerdings dahinter (Thomas’ Würstchenbude).
Ein weiterer Fall fürs Sparen: Kaum jemand würde die Kurzform für „in das“, also „ins“, mit Apostroph schreiben. Dass man sich den Apostroph aber auch bei „fürs“ schenken kann, ist weniger bekannt. Und einen letzten typischen Apostroph-Fehler: Auch Pluralformen von Abkürzungen werden ohne Apostroph geschrieben: also CDs, GmbHs, Pkws usw.

Tipp 5: Büsche und Bäume, sowie der Rasen

Kommasetzung hat es in sich. Wer sich bei Aufzählungen das Komma vor „sowie“, „und“ und „oder“ konsequent verkneift, hat aber schon viel gewonnen: „Er kümmerte sich um die Büsche und Bäume sowie den Rasen. Dazu benutzte er Schere, Motorsäge und Rechen.“ Ebenso leicht zu merken ist die Regel, dass vor „aber“ oder „sondern“ meist ein Komma stehen muss: „Das Werkzeug war zwar schon alt, aber es lag gut in der Hand. Deshalb ersetzte er es nicht, sondern ging besonders sorgfältig damit um.“

Tipp 6: Aktionszeitraum 20.04. – 31.05.

Im Deutschen haben wir es grundsätzlich mit mindestens zwei Strichlängen zu tun: mit dem kurzen Binde- oder Trennstrich und dem langen Gedanken- bzw. Bis-Strich. Der kurze Bindestrich verbindet Wortteile miteinander und steht am Zeilenende in der Regel auch als Trennungsstrich: Heinrich-Heine-Universität, DIN-A4-Seite. Dabei wird kein Zwischenraum gesetzt. Der lange Gedankenstrich dagegen steht für eine Pause im Satz – so wie gerade eben. Davor und dahinter bleibt Luft in Form eines Leerzeichens – Gedanken brauchen Raum. Wenn der Strich das Wort „bis“ ersetzt, etwa bei Zeitspannen, wird ebenfalls der lange Strich verwendet. Dann allerdings ohne Zwischenraum: 20.–31. Juli, Mo.–Fr., 18–20 Uhr. Erzeugen können Sie den langen Strich, indem Sie bei gedrückter ALT-Taste auf dem Nummernblock die Zahlenfolge „0150“ eingeben.

Tipp 7: Großschreibung nach Doppelpunkten: Ein heißes Eisen

Wird nach Doppelpunkten groß- oder kleingeschrieben? Als grobe Faustregel können Sie sich merken: Es hängt davon ab, ob ein ganzer Satz folgt, also Subjekt und Prädikat enthält, oder nicht. Ein ganzer Satz beginnt groß: Das wäre also hier der Fall. Oder eben klein: wenn nur ein Teilsatz folgt und das erste Wort kein Substantiv ist. Folgt ein Imperativ, also eine Aufforderung, kann man ebenfalls großschreiben: Komm! Dasselbe gilt für Formulierungen, die zwar kein ganzer Satz, aber in sich abgeschlossen sind: Kein Problem, oder?

Tipp 8: Helf mir bitte und lese noch einmal nach!

Und wo wir gerade bei Imperativen sind, kommen wir um ein bisschen Fachchinesisch leider nicht herum: Bei starken Verben mit dem Stammvokal e wird dieser in der 2. und 3. Person Singular zu einem i. Zum Beispiel: geben, du gibst, er gibt. Dieses i zeigt sich dann auch im Imperativ. Es heißt also beispielsweise „Gib Pfötchen“ und nicht „Geb Pfötchen“, „Lies dieses Buch“ und nicht „Lese …“, „Miss nach, bevor du schneidest“ und nicht „Mess nach …“, „Hilf mir bitte!“ und nicht „Helf mir bitte!“. Unsere erfahrenen Lektor*innen helfen Ihnen übrigens gern mit Ihren Texten!

Tipp 9: Einheitlichkeit auch bei Schreibvarianten

In vielen Fällen haben Sie im Deutschen die Wahl zwischen verschiedenen Schreibvarianten. Ob Sie zum Beispiel „zum Beispiel“ oder „z. B.“ schreiben, bleibt Ihnen überlassen. Achten Sie aber darauf, dass Sie Ihrer Linie treu bleiben. Kleine Entscheidungshilfe: Bei Wörtern, für die mehrere Schreibweisen zulässig sind, spricht der Duden Empfehlungen aus und markiert die gängigere Form. So bevorzugt er „zu Hause“ statt „zuhause“ und hält sich eher an „Paragrafen“ statt an die veralteten„Paragraphen“. Wenn Sie die Möglichkeiten nicht bunt durcheinanderwürfeln, wirken Ihre Texte aufgeräumter und wie aus einem Guss. Entscheiden Sie sich also einmal für eine Variante und bleiben Sie dabei.

Tipp 10: Herzliche Grüße,
Ihr Advertext-Team

Last, but not least: Grußformeln am Ende von Briefen oder Mails brauchen kein Komma. Wer seine Korrespondenz etwas persönlicher gestalten möchte, kann einen netten Gruß auch mit einem Ausrufezeichen abschließen: „Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend!“ Bei zweizeiligen Abschlüssen stehen die klassischen Grußformeln wie „Mit freundlichen Grüßen“ oderViele Grüße“ aber tatsächlich pur und ohne Satzzeichen über dem Namen.

Wenn Sie diese 10 Punkte beherzigen, sind Sie künftig in vielen Fällen schon mal auf der sicheren Seite. Allerdings gilt für die deutsche Sprache leider auch: keine Regel ohne Ausnahme. Falls Sie also weiteren Rat benötigen oder bei Ihren Publikationen auf Nummer sicher gehen wollen, sind Sie bei uns, Ihren Wortgefährt*innen, bestens aufgehoben.