Kölner mögen es uns nachsehen: Als Düsseldorfer Sprachdienstleister mögen wir unsere Stadt mit ihren ambitionierten städtebaulichen Projekten, der urigen Altstadt und den abwechslungsreichen Einkaufsstraßen. Aber wenn wir einen Gang zurückschalten wollen, dann zieht es uns nach Benrath. Die ehemals selbstständige Gemeinde im Düsseldorfer Süden hat sich ihren eigenständigen Charakter bis heute bewahrt. Hier geht es wesentlich gemächlicher zu als in anderen Düsseldorfer Stadtteilen und wer sich in eine völlig andere Zeit versetzen lassen möchte, besucht Schloss und Schlosspark. In Benrath werden wir aber auch auf dem Gebiet der Sprache zu einem Wanderer zwischen den Welten: Er überschreitet die Benrather Linie. Was diese Linie markiert, warum sie für die Germanistik so wichtig ist und was sie mit Hochdeutsch zu tun hat, erfahren Sie im Folgenden.

Maken oder machen: Die Benrather Linie ist die Sprachgrenze

Die Benrather Linie oder auch die Maken-machen-Linie markiert die Grenze zwischen dem Hochdeutschen bzw. Mitteldeutschen und dem Niederdeutschen und dem Niederfränkischen. Sie beginnt in Belgien, verläuft eine Weile an der niederländischen Grenze, überschreitet bei Benrath den Rhein, und zieht sich dann im Osten weiter in Richtung Kassel und Berlin. Südlich davon fand die zweite Lautverschiebung von k nach ch statt, nördlich davon nicht. Vereinfacht gesagt: Südlich der Benrather Linie heißt es „machen“ (hochdeutsch), nördlich davon „maken“ (niederdeutsch). Und weil Düsseldorf ja nördlich von Benrath liegt, gab es zum Beispiel vor Jahren das Karnevalsmotto „Nit quake – make“, also: „Nicht reden – machen“. Das ist Düsseldorfer Platt und wird so ausgesprochen, wie es geschrieben wird.

 Warum im Süden Hochdeutsch gesprochen wird

Natürlich ist der Verlauf der Benrather Linie nicht in Stein gemeißelt. Tendenziell verschiebt sich die Linie immer weiter nach Norden, weil immer weniger Menschen niederdeutsche Dialekte sprechen. Hochdeutsch scheint auf dem Vormarsch zu sein, aber auch die Bedeutung des Wortes „Hochdeutsch“ wandelt sich. Ursprünglich bezeichnete Hochdeutsch nämlich tatsächlich nur die Form des Deutschen, das in den südlichen, höher gelegenen Gebieten des deutschen Sprachraums gesprochen wurde. „Hoch“ bezog sich auf die bergige Landschaft im Gegensatz zu den tiefer gelegenen, flacheren Verbreitungsgebieten des Niederdeutschen im Norden. In diesem Sinn können also die Menschen in Bayern und Österreich mit Fug und Recht behaupten, Hochdeutsch zu sprechen. Auch, wenn sie es nach dem allgemeinem Verständnis gar nicht tun.

Hochdeutsch, Dialekt und Akzent: Was ist was?

Wer es also ganz genau nimmt, benutzt statt „Hochdeutsch“ den Begriff Standarddeutsch, wenn gemeint ist, dass die Sprache, was Grammatik, Syntax, Lexik und natürlich Phonologie und Idiomatik angeht, der Standardsprache entspricht, wie sie zum Beispiel im Duden festgelegt ist. Und der Unterschied zwischen Dialekt und Akzent? Dialekt hat seine eigenen Regeln, und Akzent ist korrektes Deutsch mit Färbung, was im Rheinland überall sehr schön zu hören ist – auf beiden Seiten der Benrather Linie.