Was soll ein mehrsprachiger Internetauftritt leisten und wie viel darf er kosten? In diesem Spannungsverhältnis bewegen sich irgendwann alle, die sich in einem Unternehmen mit dem Thema Internationalisierung auseinandersetzen. Wie wichtig ist die übersetzerische Qualität und welche Stellschrauben gibt es, um Faktoren wie unternehmerische Erfordernisse und notwendige Kosten in ein ausgewogenes Verhältnis zueinander zu bringen? In diesem Beitrag geben wir Ihnen ein paar Gedanken und Anregungen an die Hand, die noch vor der eigentlichen Projektplanung stehen sollten und die maßgeblich mitverantwortlich dafür sind, einen fremdsprachigen Unternehmensauftritt erfolgreich zu realisieren.

 

Für viele Projektverantwortliche sind Website-Projekte – so erleben wir es als Sprachdienstleister immer wieder – oft der erste Berührungspunkt im professionellen Umgang mit Fremdsprachen oder Übersetzungen. Fehlende Erfahrungen und Fehleinschätzungen führen oft nicht nur zu Schwierigkeiten im weiteren Projektverlauf, sondern auch dazu, dass Geld am falschen Ende, im schlimmsten Fall sogar umsonst investiert wird. Mit einer gezielten strategischen Planung im Vorfeld ließe sich das leicht vermeiden. Mit den folgenden Überlegungen möchten wir Sie für entscheidende Aspekte sensibilisieren.

Imagefaktor Mehrsprachigkeit

Auf die Argumente, die für einen mehrsprachigen Onlineauftritt sprechen, muss in Zeiten einer fortschreitenden Internationalisierung hier nicht weiter eingegangen werden. Die Anforderungen an die Übersetzungsqualität können dabei auf Unternehmensseite aber ganz unterschiedlich ausfallen. Während sich die meisten Projektverantwortlichen der Bedeutung qualitativ hochwertiger Texte für das eigene Unternehmen bewusst sind, betrachten manch andere die Mehrsprachigkeit ihrer Onlinepräsenz lediglich als ein lästiges, noch dazu kostspieliges Feigenblatt.

Denkfehler Nummer eins: „Hauptsache fremdsprachig, egal wie“

Ganz klar: Diejenigen Unternehmen, die in Sprache(n) investieren, verschaffen sich in der Regel einen Wettbewerbsvorteil. Die Höhe dieses Investments hängt von unternehmensindividuellen, strategischen Faktoren ab. Gelegentlich drängt sich allerdings der Eindruck auf, dass sich manche Unternehmen nur deshalb für  Mehrsprachigkeit entscheiden, weil ein internationaler Firmenanstrich irgendwie „professioneller“ oder „seriöser“ wirke, aber im Grunde für das eigentliche Business gar nicht relevant sei. Als Konsequenz daraus werden Übersetzungen dann mal schnell intern vom nächsten freien Mitarbeiter nebenan angefertigt oder durch eine KI-Übersetzungsmaschine wie DeepL oder Google gejagt und ungeprüft veröffentlicht. Solange der Text, der am Ende dabei herauskommt, (für deutschsprachige Augen) auch nur ansatzweise fremdsprachig anmutet, scheint das Ziel erreicht.

Eine solche Haltung, mit der ein Unternehmen ja bereits eine überraschende Anspruchslosigkeit gegenüber der eigenen Außenwirkung signalisiert, ist höchst problematisch. Um es ganz klar zu sagen: Wer den Aufwand scheut, der mit einer mehrsprachigen Internetpräsenz naturgemäß verbunden ist, sollte die Notwendigkeit eines Mehrsprachenauftritts hinterfragen und ggf. erst einmal darauf verzichten. Dies mag besser sein, als halbgare Texte auf den Markt zu werfen. Und zwar aus guten Gründen.

Mehrsprachigkeit als Marketingmittel

Seien Sie sich im Klaren darüber, dass für fremdsprachige Texte dasselbe gilt wie für deutsche Texte bzw. für Texte in Ihrer eigenen Muttersprache: Die Texte repräsentieren Ihr Unternehmen, egal in welcher Sprache. Untersuchungen belegen, dass für Menschen die Glaubwürdigkeit massiv steigt, wenn Inhalte in ihrer Muttersprache angeboten werden. Gleichzeitig sinkt die Kaufbereitschaft, wenn die eigene Sprache fehlt. Gerade mehrsprachige Corporate Websites stellen somit einen entscheidenden Verkaufs- und Imagefaktor für ein Unternehmen dar – im Guten, aber leider auch im Schlechten. Fehlerhafter, stilistisch unzureichender oder lieblos hingeworfener, mit einem Wort: unprofessionell erstellter Content ist für ein Unternehmen am Ende immer kontraproduktiv: Er verkehrt jeden Anspruch an einen professionellen, seriösen Auftritt ins Gegenteil.

Relevanz auch für den heimischen Markt

Es ist eine Fehlannahme, dass eine gute fremdsprachige Website nur für international agierende Unternehmen relevant sei. Bedenken Sie immer, dass Sie heutzutage auch bei Ihren inländischen Kund:innen oder Geschäftspartner:innen zunehmend mit Ansprechpersonen zu tun haben werden, denen etwa die englische Sprache vertrauter ist als die deutsche und die daher, wenn schon nicht in ihrer Muttersprache, lieber auf Englisch kommunizieren möchten. Ein mittelmäßiger oder gar mangelhafter fremdsprachiger Content lässt sich nicht verschleiern und kann ein mühsam aufgebautes Vertrauensverhältnis schnell wieder verspielen. Ob In- oder Ausland, das spielt keine Rolle.

Übersetzungen sind immer auch eine Referenzquelle

Ein anderer Grund dafür, von Beginn an auf fremdsprachige Qualität zu setzen, wird auf Unternehmensseite oft unterschätzt bzw. ist vielen gar nicht bekannt oder bewusst: Die fremdsprachigen Webseiten eines Unternehmens stellen in der Regel eine wichtige Referenz für alle weiteren Übersetzungen dar. Entschließt sich ein junges Unternehmen etwa, auch seine Corporate-Texte wie Pressemitteilungen, Broschüren oder Produktunterlagen übersetzen zu lassen, wird die bestehende Webpräsenz des Unternehmens meist die erste Anlaufstelle für die involvierten Übersetzer:innen.

Übersetzungen schaffen Identitäten

Denn zu einer seriösen, qualitätsorientierten Übersetzungsarbeit gehört mehr, als einfach nur zu übersetzen. Übersetzungsdienstleister arbeiten sich bei neuen Kunden immer erst einmal gründlich in deren Tonalität und Wording ein. Damit stellen sie die Beibehaltung oder Optimierung einer bestehenden Markenidentität unter sprachlichen Gesichtspunkten sicher. Insbesondere bei Image- und Produkttexten sorgen sie dafür, dass identitätsstiftende Aspekte wie Sprachstil, Emotion und Kreativität konsistent bleiben werden. Der bestehende Fremdsprachenauftritt ist meist die wichtigste, nicht selten einzige Informationsquelle für Übersetzer:innen, um sich mit Wording, Tonalität und zentralen Begrifflichkeiten einen Unternehmens vertraut zu machen. Sind frühere Übersetzungen terminologisch uneinheitlich, sprachlich lieblos oder gar inhaltlich falsch – ein gängiges Problem der maschinellen KI-Übersetzungssysteme –, schleichen sich solche Qualitätsmängel oft unbemerkt in neue Übersetzungen ein und werden „weitervererbt“.

Sorgfalt am Anfang verhindert Wildwuchs am Ende

Gleichzeitig ist damit ein sprachlicher oder begrifflicher Wildwuchs in der fremdsprachigen Kommunikation des Unternehmens vorprogrammiert. Denn werden andere Kommunikationsmaßnahmen professioneller übersetzt als der ursprüngliche Internetauftritt, führt dieses Qualitätsgefälle unweigerlich zu Inkonsistenzen im Auftritt eines Unternehmens. Das pflanzt sich unweigerlich fort, und erfahrungsgemäß ist es ab einem bestimmten Zeitpunkt nur noch unter großem Aufwand möglich, in ein solches unternehmenssprachliches Durcheinander nachträglich Ordnung zu bringen.

Es ist daher im ureigensten Interesse von Firmen, bei ihrem mehrsprachigen Internetauftritt von Anfang an auf Qualität zu achten und mit einer entsprechenden Planung für die Bedingungen zu sorgen, diese zu erreichen. Das Problem: Qualität gibt es selten umsonst.

Kostenfaktor Mehrsprachigkeit

Spätestens jetzt ist es höchste Zeit, auf das Thema Kosten zu sprechen kommen. Nüchtern betrachtet sind Übersetzungen nichts anderes als eine Investition, und zwar in Ihr Produkt und Ihr Image. Dafür wollen Sie natürlich etwas zurückbekommen, die Investition soll sich so renditestark wie möglich auszahlen. Im Fall von mehrsprachigen Onlinepräsenzen sollen in der Regel Marke, Produkt und Firmenimage gestärkt und im Idealfall der Abverkauf gesteigert werden. Das Ganze soll ihnen einen Wettbewerbsvorteil bringen.

Deutsche Mastersprache versus Übersetzungen

Vermutlich liegt es in der Natur der Dinge, dass auf Unternehmensseite der Aufwand, der in den Content der eigenen Sprache bzw. Mastersprache einfließt, immer höher gewichtet sein wird als der für die anschließenden Übersetzungen. Das ist bis zu einem gewissen Grad auch genau richtig, denn Übersetzungen können in der Regel immer nur so gut sein wie die Ausgangssprache. Wenn die Mastertexte von geringer Qualität sind, kann eine Übersetzung das oft nur noch schwer abfangen.

Leider beobachten wir häufig, dass die Erstellung des deutschen Web-Auftritts nahezu sämtliche Energien, Projektkosten und Timings verschlingt. Die anschließende Übersetzungsphase wird dann nur noch als kleines, lästiges Anhängsel verstanden, als eine zeitfressende und vor allem kostspielige Pflicht, die man möglichst schnell hinter sich bringen will. Mit einer solchen Haltung werden allerdings Chancen verspielt, denn die Folge ist häufig ein ungenügendes Übersetzungsergebnis, möglicherweise auch jede Menge Ärger. Vor allem aber zahlen sich Ihre Investitionen in die Übersetzung dann nicht so aus, wie sie es könnten.

Übersetzungen kosten Geld

Ja, daran führt kein Weg vorbei: Übersetzungen kosten, wie jede andere menschliche Leistung auch, Geld. Und je qualitätsorientierter sie durchgeführt werden, desto kostspieliger sind sie erst einmal. Übersetzungen durch KI-Systeme wie DeepL & Co. kosten in der Durchführung wenig bis nichts und liefern wirklich erstaunliche Übersetzungsergebnisse, sind aber, wie man inzwischen weiß, für den Marketing oder Corporate-Bereich, wo Stil und Individualität im Mittelpunkt stehen und Identitäten aufgebaut werden, keine Alternative zum Menschen.

Die Höhe der Kosten besonders bei umfangreichen Website-Projekten hängt aber erfreulicherweise von vielen Einzelaspekten ab, und das verschafft Ihnen die Möglichkeit einer kostenbezogenen Feinjustierung. Gerade deshalb ist es wichtig, Ihre jeweiligen Anforderungen an den mehrsprachigen Unternehmensauftritt so frühzeitig wie möglich zu definieren (Ihr potenzieller Sprachdienstleister unterstützt Sie bestimmt dabei), das Budget entsprechend zu planen und im weiteren Prozessverlauf für die Rahmenbedingungen zu sorgen, mit denen Sie ein optimales Übersetzungsergebnis erhalten.

Was sind die gängigen Kostentreiber?
Wie groß der finanzielle Spielraum ist, der der Erstellung des mehrsprachigen Contents eingeräumt werden muss, hängt natürlich vom individuellen Unternehmensziel ab. Stellschrauben zur Kostenanpassung gibt es aber genügend. Im Folgenden sind die wesentlichen Faktoren aufgeführt, die den Übersetzungsaufwand und damit die Kosten bestimmen:

  1. Übersetzungsvolumen bzw. Textumfang
  2. Anzahl der gewünschten Fremdsprachen
  3. Fachlicher und inhaltlicher Anspruch
  4. Transkreative bzw. sprachlich-stilistische Anforderungen
  5. Einsatz von Technologien, etwa CMS-Schnittstellen
  6. Lokalisierungsaufwand
  7. Prozesshandling
  8. Projekt- und Zeitplanung, Terminierung
  9. Weitere Kostentreiber wie Mehraufwand und Sonderwünsche

Wer diese Stellschrauben entsprechend den eigenen Anforderungen und Möglichkeiten zu justieren weiß, kann auch bei kleineren Budgets mehrsprachige Webauftritte mit qualitativ hohen Übersetzungen entwickeln. Die simple Regel auch im Übersetzungsbereich: Je größer die inhaltlichen, quantitativen und prozessualen Anforderungen, desto kostspieliger wird das Ganze. Daher führen eine realistische Planung und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den unternehmerischen Wünschen und dem finanziellen Spielraum in der Regel immer zu dem besseren Übersetzungsergebnis. Wer hingegen bei begrenztem Spielraum zu viel will, erkennt recht schnell, dass das Geld besser hätte investiert werden können.

Investitionen in Fremdsprachen haben positive Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg. Das bedeutet zwar nicht automatisch und schon gar nicht für jedes Unternehmen, dass der Unternehmenserfolg steigt, je mehr in Übersetzungen investiert wird. Aber die Überlegung, dass Sie für Ihr Geld etwas zurückbekommen, sollte in Ihre unternehmerischen Planungen immer mit einfließen. Nehmen Sie also den Prozessschritt Übersetzung ernst, denn er ist eine Investition und soll sich für Sie auszahlen.

Gerne unterhalten wir uns mit Ihnem persönlichen Gespräch darüber, wie Sie bereits in der Planungsphase durch entsprechende Vorüberlegungen für einen reibungslosen Übersetzungsprozess sorgen und die Qualität des mehrsprachigen Unternehmensauftritts steigern können.